Wenn im Herbst 2008 die sechste Neuauflage des VW-Golf auf den Markt kommt, soll diese nach Informationen von Capital im Vergleich zum aktuellen Modell und Konkurrenten wie Opel Astra, Ford Focus, Toyota Auris oder Renault Megane für die Kundschaft deutlich preiswerter werden. Die Einzelheiten.
Wie aus den vertraulichen VW-Vorstandsszenarien weiter hervorgeht, kostet ein Golf derzeit im Vergleich zu seinen „modell- und länderspezifischen Wettbewerbern“ in Deutschland im Schnitt neun Prozent mehr, in Frankreich fünf Prozent, in Großbritannien zehn Prozent und in Spanien drei Prozent mehr. Nur in Italien, einem der erfolgreichsten VW-Exportmärkte, ist er ein Prozent billiger. Künftig will der Wolfsburger Konzern mit dem neuen Golf überall den Preiswettbewerb aufnehmen und beispielsweise in Deutschland das derzeitige Preisniveau um „durchschnittlich vier bis fünf Prozent“ senken.
Trotzdem will VW-Konzernchef Martin Winterkorn mit dem neuen Modell deutlich höhere Renditen erzielen als derzeit. Eine interne Produktergebnis-Rechnung ohne Risikovorsorge kalkuliert im Schnitt mit einem operativen Ergebnis von durchschnittlich fast 950 Euro je verkauftem Golf mit dem klassischen Stufenheck. Das entspricht einer Marge von mehr als 6,5 Prozent. Der Profit des aktuellen Golfs liegt weit darunter. Als die fünfte Auflage des Modells im Herbst 2003 startete, war sie völlig falsch bepreist und viel zu teuer. Die bei weitem nicht ausgelastete Produktion bescherte hohe Verluste. Erst die Zugabe einer kostenlosen Klimaanlage brachte den Absatz damals wieder in Schwung.
Obwohl die Rohstoffpreise enorm gestiegen sind, sinken die Materialkosten beim neuen Golf laut Plan im Schnitt um mehr als 300 Euro je Exemplar. Mittlerweile drei „Produktklausuren“ helfen auch den Schwestermodellen, die unter dem Blech ähnliche Teile verwenden. So werden beim Skoda Octavia gegenüber 2006 beispielsweise rund 500 Euro je Fahrzeug eingespart, beim Seat Leon 350 Euro und beim Audi A3 fast 770 Euro. Insgesamt kommen so weit mehr als eine Milliarde Euro zusammen.
Für große Entlastung sollen auch eine effizientere Fertigung, deutlich geringere Garantiekosten sowie weniger Ausgaben für Verkaufsförderung sorgen. Laut einer internen VW-Prognose soll die Anzahl der Schadensfälle je 1.000 Autos beim neuen Golf um 300 Fälle sinken. Bei im Schnitt rund 120 Euro pro Schadensfall eine enorme Ersparnis. VW, die vom Golf-Kurzheck 2007 weltweit noch 586.000 Stück absetzten, plant im ersten vollen Produktionsjahr für das neue Golf-Modell mit mehr als 700.000 Stück – und dies bei um 550 Euro niedrigeren Ausgaben für Verkaufsförderung und Werbung pro Fahrzeug. Zusätzliche soll serienmäßige Features wie Dioden-Rückleuchten, LED-Tagfahr- und Kurvenlicht, sparsame Motoren mit kleinen Hubräumen plus Aufladung oder ein Infotainment-System mit Festsplatte und Touch Screen Begehrlichkeiten wecken und die hohen Stückzahlen möglich machen.
(capital.de)