Nur zwei Jahre, nachdem der Golf 1974 die Kompaktwagenklasse neu definiert hatte, folgte schon der nächste Meilenstein. Denn 1976 revolutionierte Volkswagen mit dem neuen Golf D das Dieselprinzip: Zum ersten Mal zeichnete sich ein Diesel nun auch durch Dynamik aus.
Es hatte seinen guten Grund, weshalb die Dieseltechnik bis zum Erscheinen des Golf Diesel im September 1976 vor allem Lastkraftwagen, Traktoren und anderen Nutzfahrzeugen vorbehalten blieb – und bei Pkw wegen der geringen Verbrauchswerte und der Langlebigkeit fast ausschließlich im Taxigewerbe auf größere Stückzahlen gekommen war. Diesel bedeutete bis zu jenem Datum: träge, phlegmatisch, behäbig.
Doch auf einmal war alles anders: Mit der Markteinführung des Golf D wurde der Diesel plötzlich dynamisch, temperamentvoll, wenn nicht sogar sportlich. Mit nur 1.471 ccm Hubraum drehte der 37 kW/50 PS starke Selbstzünder im Golf D bis 5.000 U/min – fast wie ein Benziner. Das Aggregat beschleunigte das Auto in 19 Sekunden von 0 auf 100 km/h und sorgte für eine Spitzengeschwindigkeit von 141 km/h. Das waren selbst im Vergleich zum benzingetriebenen Ottomotor beachtliche Werte. Die Drehfreudigkeit hatte einen Grund: Das Dieseltriebwerk im Golf D basierte auf dem bewährten Benzinmotor des Baumusters EA 827. Der Block wurde lediglich in einigen Bereichen strukturell verstärkt und erhielt andere Kolben sowie einen geänderten Zylinderkopf für das Wirbelkammer-Einspritzverfahren. Anstelle des Zündverteilers kam eine Vakuumpumpe für den Bremskraftverstärker zum Einsatz.
Dabei behielt der Diesel seine angestammten Tugenden wie Genügsamkeit und Robustheit, gepaart mit dem dieseltypischen Drehmomentverlauf (82 Nm bei 3.000 U/min). Mit einem durchschnittlichen Normverbrauch von nur 6,5 l/100 km war der Golf D der sparsamste Diesel-Personenwagen seiner Zeit. Im behördlichen Alltag stellten einige zehntausend Exemplare fortan ihre Langlebigkeit unter Beweis – unter anderem bei der Deutschen Post.
Auch privaten Fahrern bereitete der Golf Diesel großen Fahrspaß und erzielte hier einen großen Marktanteil. Er kam genau zur richtigen Zeit: Nach der Ölkrise bekam der Aspekt der Ressourcenschonung eine gesteigerte Bedeutung und man lernte das hoch effiziente Verbrennungsprinzip zu schätzen. Nicht zuletzt aus Umweltgesichtspunkten wurde der Golf mit dem Kennzeichen D am Heck gern gekauft.
1980 wuchs der Hubraum des Golf Diesel auf 1.588 ccm. Der Neue konnte bei identischen Verbrauchswerten alles noch etwas besser: Er leistete nun 54 PS bei 4.800 U/min und bot mit einem Drehmoment von 100 Nm bei 2.300 U/min noch mehr Durchzugskraft aus dem Drehzahlkeller.
Bereits 1982 revolutionierte Volkswagen den Diesel erneut: Nachdem man ihm einen Turbolader verpasst hatte, leistete er überaus dynamische 70 PS und rückte als Golf GTD nicht nur optisch in die Nähe des legendären Kompaktsportlers GTI. Doch das ist schon wieder eine andere Geschichte …