Auf der bisher schwersten Etappe der Rallye Dakar sorgten die Volkswagen-Teams mit einem Führungswechsel für Hochspannung. Wie schon am Freitag holten die vier Race Touareg-Teams auch auf der achten Wertungsprüfung von Antofagasta nach Copiapó einen Vierfach-Tagessieg. In der seit dem Minenwunder berühmtesten chilenischen Stadt erzielte das Duo Nasser Al-Attiyah/Timo Gottschalk (Q/D) bereits den dritten Tagessieg. Auf seinem Lieblingsterrain in tiefem Sand löste Al-Attiyah dadurch die Vorjahressieger Carlos Sainz/Lucas Cruz (E/E) als Führende der Gesamtwertung ab. Der Araber liegt jetzt 5.14 Minuten vor dem Spanier.
Zunächst hatte Nasser Al-Attiyah, der als Vortagessieger die Strecke eröffnen musste, hinter Sainz gelegen. Erst nach dem zehnten von 13 Wegpunkten wandelte der Rallye-Profi aus Katar einen 1.58-Minuten-Rückstand in 6.36 Minuten Vorsprung um. Hinter Sainz und Al-Attiyah beendeten Giniel de Villiers/Dirk von Zitzewitz (ZA/D) den Tag als Dritte vor ihren Volkswagen Teamkollegen Mark Miller/Ralph Pitchford (USA/ZA). Damit rückten beide in der Gesamtwertung um jeweils eine Position vor: De Villiers ist Dritter. Miller, der die Prüfung zu Beginn angeführt hatte, ist nun Fünfter der Rallye.
Während Volkswagen der siebte von bislang acht möglichen Etappensiegen gelang, fiel der stärkste Herausforderer weiter zurück. Stéphane Peterhansel im X-raid-BMW findet sich mit 1:33 Stunde Rückstand auf Rang vier der Gesamtwertung wieder.
Auf der heutigen Tagesetappe haben die Teams die mit 508 Kilometern bislang längste Prüfung der Rallye absolviert. Lediglich die noch ausstehenden Wertungsprüfungen am 13. und 14. Januar werden noch länger ausfallen. Im ersten Teil der Etappe mussten die Teams viele Zufahrtswege von Bergbauminen bewältigen und passierten das Observatorio Paranal – die Kulisse des James-Bond-Films „Ein Quantum Trost“. Insgesamt war es eine Art kleine „Dakar“ in einer Etappe: Die Wertungsprüfung zwischen Antofagasta und Copiapó bot jede Menge Abwechslung im Terrain. Einerseits Schotterpassagen, die Materialschonung erforderte, andererseits ausgewaschene Sandpassagen, trockene Flussbetten und Canyons, die die Fähigkeiten der Navigatoren prüften. Mehrere Dünengürtel bildeten das Tüpfelchen auf dem i bei der bislang härtesten Prüfung der Rallye Dakar 2011.
Stimmen
Kris Nissen (Volkswagen Motorsport-Direktor)
„Das war heute der Volkswagen Tag! Der Race Touareg lief problemlos, unsere Fahrer und Beifahrer haben sehr gut gearbeitet. Es dürfte kaum je eine so schwierige Etappe wie die heutige gegeben haben. Und dort hat Volkswagen einen so großen Vorsprung herausgefahren. Es zeigt, wie gut unser Auto ist und was die Insassen im Cockpit geleistet haben. Vielen Dank dafür an das ganze Team. Wir rücken unserem großen Ziel näher, aber die ‚Dakar’ ist und bleibt gnadenlos. Wir müssen weiterhin alles geben.“
#300 – Carlos Sainz (E), 2. Platz Tages- / 2. Platz Gesamt-Wertung
„Heute war wohl nicht unser Tag. Wir haben die Führung eingebüßt, nachdem wir uns zweimal in den Dünen festgefahren hatten. Die meiste Zeit sind wir in der Nähe unseres Teamkollegen Nasser Al-Attiyah geblieben. Das hätte bedeutet, dass wir unsere Führung um zwei Minuten ausgebaut hätten. Stattdessen sind es nun mehr als sechs Minuten, die wir in der WP langsamer waren. Ausgerechnet im letzten Dünengürtel haben wir festgesteckt. Das bedeutet, dass sich unsere Rolle geändert hat. Wir jagen jetzt und sind nicht mehr die Gejagten. An der Herangehensweise ändert das allerdings nichts: Wir werden nach wie vor Tag für Tag alles geben, um am Ende ganz vorn zu sein.“
#302 – Nasser Al-Attiyah (Q), 1. Platz Tages- / 1. Platz Gesamt-Wertung
„Ich habe mir heute die gesamte Energie für die Dünenpassagen aufgespart und mich voll darauf konzentriert, dort zu attackieren. Fast die gesamte Distanz sind wir Seite an Seite mit Carlos Sainz gefahren, mehrfach hat die Führung zwischen uns gewechselt. Im letzten Dünenabschnitt habe ich zu meinen Copilot Timo Gottschalk gesagt: Jetzt oder nie. Wir haben das Maximum herausgequetscht. Das Ziel war es, den Rückstand zu verringern. Nun ist die Gesamtführung daraus geworden. Wir müssen weiter clever zu Werke gehen, um diesen Vorsprung bis zum Ende zu verteidigen.“
#304 – Mark Miller (USA), 4. Platz Tages- / 5. Platz Gesamt-Wertung
„Eine wirklich fantastische Etappe. So müssen ‚Dakar‘-Prüfungen sein: Ein bisschen von allem war drin. Heute hatten wir einen guten Tag. Allein an einer Stelle ließ das Roadbook viel Raum für Interpretation. Mein Beifahrer Ralph Pitchford hat alles richtig gemacht, wir waren exakt auf Kurs und mussten doch einen Wegpunkt lange suchen. Zu Beginn der Prüfung mussten wir einen schleichenden Plattfuß wechseln, doch das kann auf einer solchen Etappe immer passieren. Alles in allem habe ich den Tag genossen. Davon können gerne noch mehr kommen.“
#308 – Giniel de Villiers (ZA), 3. Platz Tages- / 3. Platz Gesamt-Wertung
„Diese Etappe hatte es echt in sich. Sowohl fahrerisch als auch navigatorisch wurde heute alles abverlangt. Mein Navigator Dirk von Zitzewitz hat heute ganze Arbeit abgeliefert. Wir haben die Route zu 100 Prozent befolgt. Zwischenzeitlich haben wir allerdings keine Spuren von den Jungs vor uns gesehen. Sie müssen heute besonders clever gewesen sein. Denn anders kann ich mir meinen Rückstand auf der heutigen Etappe nicht erklären. Wir hatten zwar einen Reifenschaden, der war aber schnell gewechselt. Jetzt Gesamtdritter zu sein, ist toll. Das Podium ist unser Ziel. Dennoch denke ich von Tag zu Tag. Es kommen noch harte Etappen auf uns zu. Dort müssen wir fehlerfrei bleiben, wenn es noch etwas nach vorn gehen soll.“
Zahl des Tages
Multikulti für den Erfolg: Die „Dakar“-Werksmannschaft wird von Teammitgliedern aus 15 verschiedenen Nationen gebildet. Neben den Werksfahren aus Spanien, Katar, Deutschland, den USA und Südafrika ergänzen Techniker und Ingenieure aus Dänemark, Belgien, den Niederlanden, Österreich, Argentinien, der Slowakei, Italien, Litauen, der Türkei und aus Irland das Aufgebot. Hauptsprache zur Verständigung: Englisch.
Drei Fragen an Fahrzeug-Ingenieur Gerhard Jan de Jongh
Als Fahrzeug-Ingenieur von Nasser Al-Attiyah und Timo Gottschalk absolvieren Sie die allererste Rallye Dakar. Was ist für Sie das Besondere?
„Eine ‚Dakar‘ ist deshalb besonders, weil man viel mehr von Land und Leuten sieht als bei jeder anderen Sportveranstaltung. Und da ist dieses Element Ausdauer, das sowohl für das Material als auch für die Fahrer und ganz besonders für das Service-Team gilt. Das ist meiner Meinung nach einmalig. Bei keiner anderen Veranstaltung der Welt ist Durchhaltevermögen so sehr gefragt wie hier.“
Sie sind auch ein erfahrener Rallye-WM-Ingenieur. Was macht den Unterschied von Sprint-Rallyes zur „Dakar“ aus?
„Sowohl in der Rallye-WM als auch bei der Rallye Dakar ist genug Raum für Amateur-Teams. Bei der ‚Dakar‘ sind sie das Herz der Veranstaltung. In einem Werksteam wie bei Volkswagen wird genauso professionell gearbeitet wie bei einem WRC-Werksteam. Insoweit sind diese beiden Kategorien miteinander vergleichbar. Die Unterschiede bestehen in den Arbeitsabläufen und der Intensität. Für mich ist schon jetzt die ‚Dakar‘ so abwechslungsreich wie eine ganze Rallye-WM-Saison. Es gibt so unterschiedliches Terrain, so viel sportliches Auf und Ab und so verschiedene Herausforderungen für einen Ingenieur wie in einem gesamten Jahr in der Weltmeisterschaft. Hier geht es darum, alles für ein einzelnes gutes Resultat zusammenzubringen.“
Was ist denn Ihre schönste „Dakar“-Erfahrung bislang?
„Als Ingenieur von Nasser Al-Attiyah und Timo Gottschalk hoffe ich natürlich, dass die schönste Erfahrung noch vor uns liegt! Bislang war die Überquerung der Anden ein überragendes Erlebnis, weil sie unglaublich schöne landschaftliche Einblicke gewährt hat. Und natürlich die Begeisterung der Fans, besonders in Argentinien. Ich habe niemals im Motorsport so enthusiastisch feiernde und so Rallye-interessierte Fans gesehen wie hier. Es berührt jeden, wenn Du merkst, dass sich die Einheimischen für das interessieren, was Du tust.“
Stand nach Etappe 08, Antofagasta (RCH)–Copiapó (RCH); 508/776 km WP 08/Gesamt
Pos. Team Fahrzeug Etappe 08 Gesamtzeit
1. Nasser Al-Attiyah/Timo Gottschalk (Q/D); Volkswagen Race Touareg 3; 5:16.30 Std. (1.) 28:39.50 Std.
2. Carlos Sainz/Lucas Cruz (E/E); Volkswagen Race Touareg 3; 5:23.06 Std. (2.) + 5.14 Min.
3. Giniel de Villiers/Dirk von Zitzewitz (ZA/D); Volkswagen Race Touareg 3; 5:33.52 Std. (3.) + 48.45 Min.
4. Stéphane Peterhansel/Jean-P. Cottret (F/F); BMW X3 CC; 6:30.11 Std. (6.) + 1:33.30 Std.
5. Mark Miller/Ralph Pitchford (USA/ZA); Volkswagen Race Touareg 3; 5:36.31 Std. (4.) + 2:32.23 Std.
6. Ricardo Leal dos Santos/Paulo Fiuza (P/P); BMW X3 CC; 6:38.41 Std. (7.) + 4:51.29 Std.
7. Matthias Kahle/Thomas Schünemann (D/D); Buggy SMG; 6:39.39 Std. (8.) + 7:06.57 Std.
Und so geht’s weiter …
Dienstag, 11. Januar: Die Schleife um Copiapó bietet den Teams ein zweigeteiltes Bild. Während die Mechaniker diesmal keine Service-Route zu bewältigen haben und so erstmals bei der „Dakar“ kurz zur Ruhe kommen, steht für die Fahrer und Beifahrer einer der härtesten Rallye-Tage auf dem Programm. Offroad-Abschnitte mit tiefem, weichem Sand einerseits und steinige Abschnitte andererseits – eine physische Tortur, die tadellose Fitness erfordert.
Die Rallye Dakar im TV
11. Januar
00:00-00:27 Uhr RTL RTL Nachtjournal
01:00-01:30 Uhr Eurosport Highlights 08. Etappe (Wiederholung)
08:35-09:00 Uhr Eurosport Highlights 08. Etappe (Wiederholung)
11:35-12:00 Uhr Eurosport Highlights 08. Etappe (Wiederholung)
18:45-19:03 Uhr RTL RTL aktuell
20:15-20:45 Uhr Eurosport Zielankunft 09. Etappe live
23:15-23:45 Uhr Eurosport Highlights 09. Etappe
12. Januar
00:50-01:15 Uhr Eurosport Highlights 09. Etappe (Wiederholung)
06:00-07:30 Uhr RTL RTL Punkt 6
08:45-09:15 Uhr Eurosport Highlights 09. Etappe (Wiederholung)
18:45-19:03 Uhr RTL RTL aktuell
20:15-20:45 Uhr Eurosport Zielankunft 10. Etappe live
23:00-23:30 Uhr Eurosport Highlights 10. Etappe